April 2005
Musik, Rhythmus, Tanz auf der Xala
“The Five Elements” heisst das neue Programm, mit dem sich die Berner Tänzerin Ania Losinger am 11. September im Neuguet in Wädenswil gemeinsam mit dem Perkussionisten Matthias Eser uraufführte.
…Auf ihrer neuen Xala tanzt die Künstlerin Ania Losinger nicht nur mit den Füssen – die ehemalige Flamencotänzerin benutzt dazu in nahe liegender Weise die Technik des Spanischen Tanzes – , sondern sie führt zudem zwei Stäbe, mit welchen sie somit vier Anschlagspunkte gleichzeitig, rhythmisch vielfältig verschachtelt und harmonisch abgestimmt, zum Klingen bringt. Zusammen mit dem sehr differenziert spielenden Schlagzeuger Matthias Eser ergibt das Spiel der beiden bald einen repetitiv gestalteten Klangteppich, in welchem die Stimmen beider dicht verwoben erscheinen und eine Klangeinheit erzeugen, sich jedoch in Variationen weiterentwickeln und unversehens trennen zu einem wirklichen Dialog, in welchem die Klangmöglichkeiten des Xala deutlich hörbar werden, sei dies durch die Fussrhythmen, den präzisen und differenzierten Aufschlag der Stäbe aufs Holz, auch mal auf den kontrastbildenden Metallrand oder im Schleifen und ziehen über die Klangstäbe mit Fuss oder Stab. Die Musikerin erfindet so trotz repetitiver Passagen ein vielfältiges Klangbild. Die Tänzerin geht dabei überaus sparsam und konzentriert mit dem Einsatz ihres Körpers um. In der Nutzung des begrenzten Tanzraumes durch Gesten, Schritte, Drehungen schafft sie eine grosse Intensität, immer im Zusammenhang mit Klangerzeugung. Die Idee des Kreisförmigen Zyklus der fünf chinesischen Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser entspricht dem Jahreszeiten- aber auch dem Tageskreislauf und vielen weiteren Zuordnungen: Holz steht für Frühling, Morgen; Feuer für Sommer, Mittag; Erde für Nachsommer, Nachmittag; Metall für Herbst, Abend; Wasser für Winter, Nacht. Die Künstler beginnen den Kreislauf in einer Jahreszeit und durchziehen ihre Performance bis sich der Kreis wieder schliesst. Diese Zuordnungen beeinflussen das rhythmische, das dynamische und das harmonische Zusammenspiel der beiden, aber auch die räumlich-tänzerische Gestaltung Losingers. Wenn im Winter die gesamte Energie vom Körper abwärts in den Boden, ins Instrument zu fliessen scheint, bis zur beinahen Erstarrung, so steigt diese im Frühling mehr und mehr vom Instrument in den Körper auf, regt ihn zu präzisen, allmählich gesteigerten Bewegungen an, um im Sommer zu grosser Farbigkeit und in aller Begrenztheit des Instrumentes (und also des Raumes) zu einem Feuerwerk aufzublühen….
Erika Schneiter